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EA80: .. (Stecker) (Review)

Artist:

EA80

EA80: .. (Stecker)
Album:

.. (Stecker)

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Deutscher Punk Rock

Label: Major Label
Spieldauer: 35:16
Erschienen: 24.01.2025
Website: [Link]

Seit gut 45 Jahren hauen die vier Mannen aus Mönchengladbach jetzt schon gehörig auf die Punk-Rock-Pauke – und dass sie demnächst den Stecker ziehen, ist nicht anzunehmen. Denn mit ihrem aktuellen Album „.. (Stecker)“ stöpseln sie diesen wieder ein und fahren unter Strom mit hoher Voltzahl. Das heißt: Neben den klassischen Punk-Rhythmen, die unerbittlich durchgeschrubbt werden, gibt es deutsche Texte, denen die Provokation oder Nachdenklichkeit oder Freigeistigkeit aus jeder Pore und jedem Wort tropft. Und rotzig ist das Album sowieso!

Klar also, dass gleich der erste LP-Haudrauf unter dem Titel „Vergoldet“ die klare Ansage enthält: „Jäh unterbrochen starten wir aufs Neue, starten wir Altes neu […] Wir sind bereit, noch ein Stück weiter zu gehen...“


Unfassbar beispielsweise ist hingegen „Elektrizität“, bei dem mit einem positiven Grundton der Blackout heraufbeschworen wird, den gerade erst Spanier und Portugiesen auf erschreckende Weise erleben mussten. Doch auch die EA80-Perspektive hat durchaus was: „Selbstoptimierung verblasst / und Hasskommentare verstummen / weil es nichts mehr / zu kommentieren gibt // Werden wir leben? / Noch leben können? / Noch glücklich sein? / Oder endlich wieder?“


„Scherbe“ dagegen ist ein langer, recht finsterer Song geworden, der sich zur Anklage gegen eine Welt voller Scherben erhebt, die man barfuß durchstreifen muss: „Scherben auf unserem Weg / die Grenze überschritten und hingefallen.“
So wird spätestens bei diesem Song, nach dem man die LP-Seite wechseln muss, klar, dass die gesungenen und geschrienen, stellenweise gegrunzten oder gefauchten Worte deutlich mehr zu sagen haben, als vieles von dem, womit man uns heutzutage in den öffentlich-rechtlichen Medien Tag für Tag für dumm verkaufen will. Wenn wer den Stecker ziehen sollte, dann die. Da watscheln wir doch lieber mit EA80 weiter durch die Scherben, die sie dabei hinterlassen: „Scherben auf unserem Weg (die Grenze erreicht, die Ödnis im Kopf gequält)“.


Leider fällt es manchmal etwas schwer, bei dem drückenden, mitunter hochgradig schnellem und schreiendem Gesang immer den Texten zu folgen, die wirklich von hohem Interesse sind und fast eine punk-untypische Qualität besitzen. Doch auf der LP – die genauso wie eine Steckdose dargestellt ist, deren Cover in der Mitte ausgestanzt ist, sodass das Vinyl-Label im Inneren der Steckkopf ist, den man herauszieht und dann weißes Vinyl in den Händen hält – befinden sich alle Texte, die man wirklich beim ersten Hören unbedingt mitlesen sollte, sonst könnten einem doch solche massiven Aussagen wie auf „Philharmonie“ entgehen, die sich zur Anklage gegen die unachtsamen sowie unerbittlichen Menschen auf dieser Welt erhebt: „Kein Erbarmen: Grau ist die Welt und die Menschen in ihr / zerfleischen sich selbst und fressen sich auf!“


Und immer wieder feuern dabei die Gitarren ihre Stakkatos frontal auf den Hörer, während die angriffslustigen Worte genau die richtigen Salven sind. Die Akkorde wiederholen sich und die Grundstimmung bleibt oft düster (und klingt manchmal etwas dumpf), während vor allem sozialkritisch gegen die übertriebene Digitalisierung, Ungerechtigkeiten und Extremismus, Unmenschlichkeit und Systemterror geschossen wird.


FAZIT: Genau so wie bei EA80 muss Punk klingen. Und wenn das auch noch mit deutschen Texten ohne jegliches Fremdschamgefühl funktioniert, dann muss man den alten EA80-Punk-Hasen (die sich seit über 45 Jahren jung und punkig gehalten haben) voller Anerkennung nach „.. (Stecker)“ auf die Schulter klopfen und feststellen: „Macht weiter so, Jungs, und auf keinen Fall zu früh den Stecker ziehen!“

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 147x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 11 von 15 Punkten [?]
11 Punkte
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Tracklist:
  • Seite A (17:02):
  • Vergoldet (2:03)
  • Stecker (3:27)
  • Elektrizität (1:31)
  • Kaum Widerstand (2:40)
  • Abgrund (0:46)
  • Scherbe (6:35)
  • Seite B (18:14):
  • Ode an das Unentspannte (1:47)
  • Philharmonie (2:40)
  • Radar (2:35)
  • Die Goldene Stadt (2:29)
  • Philosophie (2:52)
  • Jahrzehnte (3:58)
  • Kapitulation (1:53)

Besetzung:

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