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Jenny Thiele: PLATZ (Review)
Artist: | Jenny Thiele |
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Album: | PLATZ |
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Medium: | CD/LP/Download | |
Stil: | Singer/Songwriter, E-Pop |
|
Label: | Hey!blau Records | |
Spieldauer: | 36:19 | |
Erschienen: | 27.06.2025 | |
Website: | [Link] |
Dass sich die Wahl-Kölner Künstlerin JENNY THIELE zugleich als klassische Songwriterin wie auch experimentierfreudige Pop-Künstlerin sieht, ist für sie kein Widerspruch. Denn obwohl ihr nun vorliegendes, drittes Album „PLATZ“ eine ziemlich reinrassige Elektronik-Produktion geworden ist, auf der nur ganz wenige organische Elemente wie etwa E-Piano, Bass und eine fast nicht wahrnehmbaren Gitarren-Einlage zu finden sind, ist sie ihr Projekt vor allen Dingen als Songwriterin angegangen, die mit ihren (auf deutsch gesungenen Liedern) Geschichten aus ihrem Leben erzählen möchte. Das elektronische Medium ist dabei nur Mittel zum Zweck, welches JENNY THIELE aus Begeisterung für die Ästhetik des Genres für ihr drittes Solo-Album wählte, womit wir bei einem interessanten Aspekt angelangt sind, denn um 'Genres', 'Formate' und 'Stile' geht es Thiele gar nicht.
Die Frau, die als Musikerin vor allen Dingen als langjährige Keyboarderin von FORTUNA EHRENFELD bekannt geworden ist, hat im Laufe ihrer Karriere als Solo-Künstlerin schon so einiges ausprobiert.
Ihr erstes Album „Haus“ erschien bereits 2012 als eher avantgardistische Art-Pop-Affäre, während ihr zweites Album „Killing Time“ 2022 einen Ausflug in die englischsprachige Indie-Songwriter-Szene darstellte und mit Klavier und Gitarre recht sparsam arrangiert war. Ein Aspekt, der es JENNY THIELE ermöglichte, insbesondere auch bei der Live-Präsentation den Kern des Songs und die zu vermittelnde Botschaft niemals aus den Augen zu zu verlieren.
Zwar ist das Material des nun vorliegenden dritten Albums „PLATZ“ im Vergleich dazu musikalisch etwas fülliger und soundtechnisch 'hipper' inszeniert, aber dennoch musste die bekennende Minimalistin ihren musikalischen Partner millhope (Thomas Mühlhoff) zuweilen bremsen, wenn es darum ging, ihre Songs produktionstechnisch opulenter auszuarbeiten, um die klare Linie des Materials nicht zu gefährden. Insofern klingen die Songs – allen voran die zuvor ausgekoppelten Single-Tracks „Dancer In The Blue“, „Nehmt mich mit“, und auch „Radioempfang“ (bei dem millhope als Gastmusiker mitwirkt) - für heutige Hörgewohnheiten fast schon asketisch und erinnern aufgrund der Verwendung analoger Synthesizer und Vintage-Rhythmusmaschinen an die Anfänge dessen, was heutzutage als E-Pop bezeichnet wird in den frühen 80er Jahren. Ein richtiges Dancefloor-Album ist „PLATZ“ dahingegen nicht geworden, selbst wenn der letzte Track „Wasserbombe“ schon einen rechter Floorshaker abbildet.
Als musikalische Inspiration sah JENNY THIELE für dieses Projekt vor allen Dingen BJÖRK und weist darauf hin, dass sie selbst ebenfalls keine Standard-Pop-Musik machen wolle, sondern gerne mit „abgefahrenen Tonart- und Tempowechseln“ arbeite und sich dabei keinen bestimmten Schemata zu unterwerfen gedenke.
Die poppige Zugänglichkeit des Materials entsteht dann beispielsweise über die Melodieführung, aber auch über die kreative Verwendung der deutschen Sprache, in der sich alltagstaugliche Begriffe enthalten dürfen, welche normalerweise in poetischen Lyrics nicht verwendet werden – oder aber englischsprachige „Colloquials“. Nicht zuletzt funktionieren die neuen Songs zugleich über die Texte selbst, die für JENNY THIELE eine Möglichkeit darstellen, nicht nur die bereits erwähnten Geschichten zu erzählen, sondern sich auch (auto)therapeutisch und/oder sozialkritisch zu betätigen.
Der Single-Track „Dancer In The Blue“ ist insofern nicht nur eine Nummer über die Freuden im Tanzhaus, sondern vermittelt das Gefühl, über die physische Erfahrung des Tanzens zu sich selbst finden zu wollen.
„Nehmt mich mit“ wurde zu einem Song über die „unbestimmte Sehnsucht woanders oder wer Anderes sein zu wollen“.
Der Song „Frieden“ vermittelt hingegen die Idee, über den eigenen, persönlichen Frieden (bzw. eine innere Ausgeglichenheit) letztendlich zum Weltfrieden beitragen zu können. Es wird also schnell deutlich, dass auf „PLATZ“ das musikalische Format – letztendlich eine angenehm ausgelebte Art individueller Pop-Musik – nicht über den inhaltlichen Aspekten stellt. Auch in diesem Sinne bleibt JENNY THIELE also eine klassische Songwriterin.
FAZIT: Einer der Gründe, warum JENNY THIELE ihr drittes Album „PLATZ“ nannte, ist die Ambivalenz des Begriffes. Denn „PLATZ“ kann vieles und mehreres bedeuten. Zum Beispiel kann es darum gehen, seinen PLATZ im Leben finden zu wollen. In diesem Sinne macht JENNY THIELE die Suche nach diesem PLATZ unter dem Motto „Der Weg ist das Ziel“ zu einem der Themen ihres Albums, wobei es faszinierend ist, sie dabei zu beobachten, wie es ihr gelingt, diese Botschaften in ansprechende, unkonventionelle Pop-Songs einzubetten.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Nehmt mich mit
- Dancer In The Blue
- Radioempfang (feat. millhope)
- Frieden
- Juli
- Becher Sahne
- Wissen muss
- Glühen
- Gar kein Platz
- Burn on
- Burn on Outro
- Wasserbombe
- Bass - Philipp Ullrich
- Gesang - Jenny Thiele
- Keys - millhope, Jenny Thiele
- Sonstige - millhope, Jenny Thiele (Electronics)
- PLATZ (2025) - 12/15 Punkten
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